Wie der geilste Tag deines Lebens schnell zu deinem größten Albtraum werden kann! Dominik Forster – ein Ex-Junkie erzählt, wie es wirklich ist.
Er kommt an bei den Schülern, keine Frage. Dominik Forsters Sprache ist authentisch, wenn er von dem erzählt, was ihm passiert ist. In seinem Vortrag nimmt er die Schüler mit auf die Reise. Eine Reise, auf der ihnen Drogen Dinge versprechen, von denen jeder träumt: Glück, Selbstbewusstsein, Beruhigung und Vergessen können.
Er zeigt ihnen aber auch, dass man, wenn man einmal auf dem „Regenbogen“ unterwegs ist, immer mehr von dem Zeug braucht, um sich seinen größten Wunsch zu erfüllen. Und dann gibt es halt auch die weniger schönen Seiten des Drogenkonsums: „Ihr könnt auf Reisen gehen und am Ende sucht ihr im Dunkeln den Mann im Mond oder denkt, ihr seid eine Zitrone.“
Der Weg zu den Drogen hat sich ihm mit 13 Jahren geöffnet. Als Jugendlicher wurde er in der Schule gehänselt und als Opfer auserkoren, von den Mitschülern mit einem Basketball abgeworfen. Zu Hause saß ein Vater, der sich nicht viel um ihn scherte und dem das Bier am Morgen wichtiger war als sein Sohn. Forsters größter Wunsch: Auch er wollte zu den Coolen gehören! Doch wie? Dominik Forster fand die Antwort: Es war der, der am meisten trinkt, raucht und kifft. Doch das war nur der Anfang.
Die falschen Typen versprechen ihm, dass er mit einem kleinen Tütchen den geilsten Tag seines Lebens haben kann. Er folgt dem Rat und fliegt und will mehr und mehr. Er versichert den Schülerinnen und Schülern der 9. Jahrgangsstufe: „Je mehr ihr Drogen nehmt, desto höher fliegt ihr!“ Aber was passiert, wenn die Rakete am höchsten Punkt landet? Richtig! Sie explodiert und stürzt ab!
Der Absturz setzt sich aus drei Stufen zusammen und beginnt mit Albträumen, Wahnvorstellungen, die die schlimmsten Ängste Wirklichkeit werden lassen. Es sind Horrorgestalten, die ihn verfolgen und abschlachten wollen und: Insekten. „Geil, geil, geil, schon wieder einen erwischt!“ Mit einem Messer schneidet Forster sich in seinem Wahn Käfer aus der Haut, die es nur für ihn gibt. Das Glückserlebnis kommt immer seltener und er nimmt ständig – alle 10 Minuten – Drogen. Und es wurde immer schlimmer. Er sagt, wie es für ihn ist: „Am Ende wartet ein Kübel mit Scheiße.“ Doch auch da hört er nicht auf, weil da immer noch Leute sind, die ihm sagen, dass es mit mehr Drogen besser geht. Er verkauft selbst Drogen und es kommt, wie es kommen muss. Er landet im Knast, in dem er extreme Gewalt erlebt. Dabei versichert er den Jugendlichen, die ihm an den Lippen hängen: „Und die Jugendhaft ist schlimmer als die Erwachsenenhaft!“ Er kämpft außerhalb der Zelle gegen Psychopathen und in ihr gegen sich selbst. Haben die 9.-Klässler vorher noch an einigen Stellen gelacht, ist es jetzt still. Die Brutalität und Gewalt, von der Dominik Forster berichtet, will sich keiner vorstellen.
Und nach der Entlassung? Auch da kann von einer „zweiten Chance“ keine Rede sein. Der junge Mann, der mit 24 Jahren entlassen wird, fasst nur schwer Fuß, findet keinen Job, hat Probleme, eine Wohnung zu bekommen. Ein Sozialpädagoge, der mit ihm die Alpen zu Fuß überquert, erklärt ihm: „Der erste Schritt ist der schwierigste, der nächste Schritt ist wieder der erste!“ Heute ist er seit über sieben Jahren clean, raucht nicht, trinkt keinen Alkohol, ist psychisch instabil, kämpft mit Panikattacken, Problemen, auch gesundheitlichen. Eine OP wegen verätzter Nebenhöhlen infolge des Meth-Konsums hat er schon hinter sich, die Bauchspeicheldrüse ist kaputt. Von den Büchern alleine, die er verfasst hat und in denen er auch nichts beschönigt, kann er nicht leben. Dominik Forster hat Ziele, einige davon sicherlich nicht ohne Weiteres zu erreichen oder zu erfüllen. Von denen ein Pädagoge denkt: „Na hoffentlich geht das gut!“ Und ihm wünschen möchte, dass er ein bodenständiges Ziel erreicht, das ihm Halt gibt und weiter verhindert, nicht wieder abzurutschen.
Michaela Werner