Verrückt oder genial?

Das Stück „Die Physiker”, 1962 uraufgeführt, ist ein Kriminaldrama, das sich mit der Verantwortung der Wissenschaft gegenüber der Menschheit auseinandersetzt - aktueller denn je. Die Theatergruppe der Dr.-Ernst-Schmidt-Realschule in Ebern nahm die Herausforderung an, dieses Stück am 2. Mai aufzuführen. Lange vor Beginn der Darbietung füllte sich der Saal mit Eltern, Schülern und vielen Ehemaligen. Die etwa 200 Gäste warteten gespannt darauf zu sehen, was die Theatergruppe dieses Jahr vorbereitet hatte.
Im Stück geht es um drei vermeintlich verrückte Physiker, darunter Einstein, gespielt von Hannes Wedler, und Newton, gespielt von Emma Knapp, die in einer Nervenklinik leben. Doch bald wird klar, dass sie nicht so verrückt sind, wie sie scheinen. Einer von ihnen, Johann Wilhelm Möbius, gespielt von Leonidas Tsopanidis, hat eine Entdeckung gemacht, die die Welt verändern – oder zerstören – könnte. Um seine Formel vor Missbrauch zu schützen, entscheidet er sich, sie geheim zu halten und begeht ein moralisches Opfer - den Mord an seiner Geliebten, Schwester Monika.
Schließlich entlarven sich Einstein und Newton als Spione rivalisierender Geheimdienste, die beide durch Spielen des Verrücktseins und Morden an Krankenschwestern versuchen, Möbius und seine revolutionäre Entdeckung für ihre Zwecke zu gewinnen. Doch Möbius hat längst vorgesorgt: Aus Verantwortung gegenüber der Menschheit hat er seine Manuskripte verbrannt. Was zunächst wie ein Triumph wirkt, erfährt jedoch eine bittere Wendung, denn die Oberärztin, verkörpert von Mila Welsch, hat seine Aufzeichnungen heimlich kopiert und plant nun, das Wissen selbst zu nutzen. In weiteren Rollen glänzten Lotte Sperber als Schwester Monika und Geliebte von Möbius, Marlene Hahnlein als Inspektor, Myrien Hesselbacher als Pfleger und Oberschwester, Tamara Lorber als Pfleger, Raphael Hosemann als Leiche, Hendrik Schweda als Polizist, Eva Polzer als Gerichtsmediziner, Lena Seger als Ex-Frau von Möbius mit ihren drei Kindern - gespielt von Emil Schramm, Alaina Bandy und Leopold Wunderlich - und Lotte Günther als ihr neuer Mann. Auch die Rolle der Souffleuse wurde von einer Schülerin, Jule Reus, besetzt.
Die Inszenierung überzeugte mit eindringlichem Spiel. Besonders die Fragen nach der Ethik in der Wissenschaft und der Grenze zwischen Wahnsinn und Vernunft standen im Zentrum der Aufführung, jedoch konnten auch die ernsten Szenen das Publikum durch brillant eingefügte komödiantische Zeilen und Aktionen zum Lachen bringen.
Lehrer Ulrich Offenwanger, der Mentor der Theater-AG, freut sich zusammen mit Lehrerin Jessica Mihm, immer wieder theaterbegeisterte Schüler zu finden, die ihm seine Zweifel an einer guten Aufführung weitestgehend nehmen. Durch alle Mitwirkenden blieb “Die Physiker” also ein spannend aufgeführtes Stück, welches das Publikum noch lange nach dem Applaus zum Nachdenken bringt.
Text: Greta Günther
Fotos: Anja Kilian