Die Klasse 9 B on Tour (Pflege on Tour 2018)

„Pflegenotstand“ – „Fachkräftemangel in der Pflege“ – „alternde Gesellschaft“ – (...) Das sind nur einige Schlagworte, die nahezu täglich in den Zeitungen zu lesen sind.

Um die Berufe in der Versorgung der Senioren in unserer Gesellschaft vorzustellen und auch einigen Vorurteilen gegenüber der Altenpflege, wie die angeblich geringe Bezahlung, entgegenzusteuern, koordiniert das Landratsamt Haßberge das Projekt „Pflege on Tour“. Die Klasse 9 B wurde vom Team von Pflege onTour eingeladen, das AWO Seniorenheim in Knetzgau zu besuchen und sich vor Ort über moderne Altenpflege, berufliche Möglichkeiten und praktische Tätigkeiten zu informieren. Bisher hatten nur wenige Schülerinnen und Schüler eigene Erfahrungen in Seniorenheimen durch das Praktikum im Fach Sozialwesen bzw. dort lebende Angehörige gesammelt.

Die Schüler wurden freundlich von der stellvertretenden Einrichtungsleitung des AWO Seniorenheims Knetzgau Frau Kuhbandner und der Pflegedienstleitung Frau Kempf empfangen. Auch der Hund des Seniorenzentrums wuselte aufgeregt zwischen den Beinen der Klasse 9b umher und konnte sich über zahlreiche Streicheleinheiten freuen.

Zunächst betonten die beiden Fachfrauen, dass die älteren Menschen, anders als zum Beispiel im Krankenhaus, in einem Seniorenheim tatsächlich zu Hause sind und meist auf Dauer ihres Lebens dort wohnen. Die Schülerinnen und Schüler konnten alle Berufsgruppen, die die Senioren betreuen und bei der Bewältigung ihres Alltags unterstützen, nennen und wurden dann über die Verdienstmöglichkeiten in den unterschiedlichen Pflegeberufen aufgeklärt (siehe Foto). Auch die zahlreichen Möglichkeiten der Weiterbildung im Beruf wurde von Frau Kempf hervorgehoben, für die der Pflegeberuf „der beste Beruf der Welt“ sei.

Anschließend stellten sich auch zwei Praktikanten den Schülerinnen und Schülern vor und beschrieben, mit welchen Tätigkeiten sie das hauptamtliche Personal und die Bewohner unterstützen. Als Besonderheit beschrieben sie die Wohnsituation der Senioren in Wohngemeinschaften mit eigenen Küchen, in der jeweils eine Hauswirtschafterin gemeinsam mit den Bewohnern den Speiseplan koordiniert und auch die Mithilfe der älteren Menschen bei der Zubereitung der Speisen jederzeit möglich ist, um diese Fähigkeiten und die Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten.

Bei der anschließenden Hausführung zeigten sich die Schüler vor allem davon beeindruckt, dass die Zimmer mit eigenen Möbeln, Dekoration und Wandfarbe selbst gestaltet werden konnten. Die Pflegewanne mit Sternenhimmel und stimmungsvollem Licht erschien einer Schülerin so verlockend, dass sie mit Frau Kuhbandner den Deal schloss, sich für ein Vollbad zwei Stunden lang mit einer Gruppe Senioren zu beschäftigen. Im Laufe des Besuchs sollte auch noch ein Gig der Schulband verabredet werden!

Auch das Nahrung geben übten die Schülerinnen und Schüler miteinander, was sich als erste vertrauensbildende Maßnahme als sinnvoll erwies, bevor sie sich gegenseitig mit einer Hebevorrichtung aus dem Pflegebett in einen Stuhl manövrieren sollten. Alle „Pfleger“ schafften es ohne Unfälle, ihre „Betreuten“ in den Stuhl zu setzen und die nun gelöste Stimmung wurde bei der Rallye in Rollstühlen durch lautes Lachen und wilde Wettfahrten ausgedrückt, was Entzücken bei der Pflegerinnen hervorrief, da gute Stimmung im Haus sich auch auf die Bewohner überträgt.

Beim abschließenden Feedback revidierten die Schülerinnen und Schüler ihr bisher eher negatives Bild zur (Alten-)Pflege, was zeigt, dass ein Projekt wie „Pflege on Tour“ für alle Beteiligten ein großer Gewinn ist und die aktive Auseinandersetzung mit Vorurteilen sich durchaus lohnt!

Dr. Nina Hagen

(Fachschaft Sozialwesen